Aktuelle Situation Gamsblindheit


Die Gamsblindheit oder auch Infektiöse Keratokonjunktivitis (IKK) ist eine höchst ansteckende Au-genkrankheit, die beim Gams- und Steinwild auch im Bundesland Salzburg immer wieder gebietsweise auftritt. Letztjährig mussten landesweit 96 Fälle verzeichnet werden, wo vor allem der Bereich Sportgastein betroffen war. Auch heuer wurden bis dato 45 Meldungen von Gamsblindheit registriert, welche überwiegend aus den Talschlussbereichen des Großarler-, Kleinarler- sowie Oberes Murtales eintrafen.

Die Übertragung der Erreger (Mycoplasma conjunctivae) erfolgt durch direkten Kontakt oder z. Bsp. über Fliegen, wodurch nicht zuletzt aufgrund der steigenden Temperaturen auch in höheren Lagen der Infektionsdruck zugenommen hat. Lässt der Infektionsdruck, wie nun im Spätherbst nach, kann auch eine Heilung von infizierten Gämsen oder Steinwild eintreten, weshalb eine Erlegung bei ersten Symptomen wie Tränenfluss, Lidbindehaut- oder Hornhautentzündung noch keinen Hegeabschuss notwendig macht. Außer Streit steht ein Abschuss, wenn eitrige gelbe Herde auf der Hornhaut ersichtlich sind oder die Hornhaut bereits perforiert ist, was schließlich zur Erblindung führt. Diese Stücke weisen abnormes Verhalten auf, sondern sich vom Rudel ab, bewegen sich äußerst unsicher meist im Kreis und führen dabei ihre Läufe „blindenstockartig“ tastend vor. Diese Erkrankung steht auch immer in Zusammenhang mit Weidetieren, insbesondere Ziegen und Schafe, welche ein Reservoir für den Erreger der Gamsblindheit darstellen. Meist sind Lämmer be-troffen, die vielfach nur eine leichte Form der Gamsblindheit aufweisen und deshalb die Krankheit oft nicht erkannt wird. Bezüglich Prophylaxe bei Weidetieren wäre es wichtig, bereits bei ersten Symptomen dies abzuklären und Übertragungsmöglichkeit bestmöglich auszuschließen.Bei früh-zeitiger Erkennung ist eine tierärztliche Behandlung sehr hilfreich und könnte damit die Ansteckung innerhalb der Herde als auch bei einer geplanten Alpung auf Wildtiere erheblich reduziert werden.

Letztjährig wurde im Bundesland Salzburg erstmalig auch eine Übertragung durch infizierte Rinder nachgewiesen. Die Darstellung der Zusammenhänge zwischen Nutztiere- und Wildtiere soll die Notwendigkeit der Kooperation und Information zwischen Landwirtschaft und Jagd unterstreichen und soll keinesfalls als Schuldzuweisung verstanden werden. Da auch andere Augenerkrankungen ähnliche Symptome wie die Gamsblindheit verursachen können, ist eine Untersuchung zur Feststellung des Erregers tunlichst durchzuführen. Dies wird bei Wildtieren von der Salzburger Jägerschaft organisiert und bei entsprechenden Verdachtsfällen die Kosten der Untersuchung übernommen. Ebenso wird auf die Übertragungsmöglichkeit der Bakterien von infizierten Schafen auf Menschen hingewiesen.

  • Foto: Andreas Hörtnagl